Zusammenhänge zwischen dentalen Belastungen und chronischen Erkrankungen

Zusammenhänge zwischen dentalen Belastungen und chronischen Erkrankungen

Aus den dargestellten Überlegungen ergibt sich, dass diesen veränderten Lebensumständen mit neuen Konzepten in der Zahnheilkunde und Medizin Rechnung getragen werden muss. Hierzu gehört es, den umweltbedingten Störgrössen durch Entfernung der Dentalmetalle weniger Angriffsfläche zu bieten und durch Sanierung und Ausheilung chronischer Entzündungen im Kausystem die körpereigene Regulationsfähigkeit enorm zu entlasten. Werden diese Prinzipien konsequent durchgeführt, so wird  nach den Erfahrungen in der SWISS BIOHEALTH CLINIC  nahezu jeder Patient eine gesundheitliche Verbesserung erleben. Sehr häufig tritt diese bereits schon auf dem Behandlungsstuhl am Ende einer Operation auf (siehe Testimonials auf www.swiss- biohealth.com). Wenn das letzte Metall entfernt ist, beschreiben Patienten sehr oft das Gefühl, dass ihnen „ein Helm abgenommen“ oder „eine dicke Glasscheibe vor dem Gesicht entfernt“ wurde. Patienten, welchen chronische Entzündungen in Form von Kieferostitiden, Zysten oder wurzelkanalbehandelten Zähnen entfernt wurden, erfahren sehr oft direkt am Ende der Behandlung eine Verbesserung am Bewegungsapparat, indem sie beispielsweise urplötzlich den Arm wieder ohne Schmerzen bewegen können.

VEGETATIVES NERVENSYSTEM

Das zentrale Netzwerk für die körpereigene Regulation ist das vegetative oder autonome Nervensystem. Alle externen und internen Einflüsse wirken sich auf seine Funktionsfähigkeit positiv oder negativ aus. Mit Hilfe der Herzratenvariabilität (HRV) kann sein Zustand sehr einfach diagnostiziert werden.

Sympathikus - Parasympathikus

Die vom Sympathikus gesteuerte Stressreaktion stellt eine notwendige, lebenserhaltende physiologische Reaktion des autonomen (nicht bewusst beeinflussbaren) Nervensystems dar. Durch die Ausschüttung von Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol werden wir in Sekunden- bruchteilen auf Flucht, Angriff oder Starre (Flight-Fight- Hide) vorbereitet, indem in der Skelettmuskulatur Sauerstoff und Nährstoffe erhöht werden. Der Blutdruck wird gesteigert durch Erhöhung der Schlagfrequenz des Herzens und durch die Verengung der Gefässe. Die Atmung wird verstärkt, um mehr Sauerstoff zu gewinnen. Die Energiebereitstellung geschieht durch die Freisetzung von Fettsäuren aus dem Fettgewebe und von Glukose aus den Glykogenvorräten. Im Gegenzug müssen innere Organe gehemmt werden. Die Darmmuskulatur wird entspannt, die Verdauung gehemmt, die Thymusdrüse, die Milz und die Lymphknoten vermindern die Antikörperproduktion. Entzündungen im Gewebe werden gehemmt, was die Ausbreitung potenzieller Erreger begünstigt, falls dies länger anhält. Die Körperkerntemperatur wird erhöht und gleichzeitig die Schweissproduktion angekurbelt, um einer Überhitzung entgegen zu wirken. Die Pupillen werden erweitert, da dies das Sichtfeld um ca. 10 % vergrössert und Feinde bzw. Fluchtmöglichkeiten besser wahrgenommen werden können. Die Nieren und Speicheldrüsen halten das Wasser zurück (trockener Mund) und die Geschlechtsorgane werden gehemmt. Der gesamte Metabolismus und die gesamte Physiologie verfolgt nur das eine Ziel, nämlich die akut lebensbedrohende Situation so schnell und so erfolgreich wie möglich zu beenden. Wenn diese sinnvollen physiologischen Mechanismen aufgrund der Sympathikusaktivierung jedoch länger als von der Evolution vorgesehen anhalten, führt dies zu massiven Regulationsstörungen, welche wiederum zu Funktionsstörungen und auf lange Sicht zu Strukturstörungen führen. Durch den Sauerstoffmangel und die Übersäuerung der Zelle kommt es zu Zell- und Gewebeschäden bis hin zu Krebs. Otto Warburg hat 1931 den Nobelpreise für den Nachweis von zellulären Mechanismen der Krebsentstehung erhalten, die beinhalten, dass eine Krebszelle in basischer und sauerstoffreicher Umgebung nicht überleben kann. Erst bei Umschaltung des vegetativen Nervensystems in den Parasympathikus-Tonus durch Beendigung des Stresszustandes können die physiologischen Aktivitäten der Immun- und Regenerationssysteme wieder hochfahren und Heilungsmechanismen in Gang setzen (siehe dazu auch Abb. 1). Deshalb ist das wichtigste Element für eine komplikationslose Heilung nach einem Eingriff, dass die Patienten alles dafür tun, den Parasympathikus zu aktivieren. Hierzu gehört, für mindestens 5 Tage nach der OP einen „digitalen Sabbat“ einzuhalten.

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Abbildung 1: Augenpartie direkt vor und nach einem 8-stündigen Eingriff: die Augen sind viel klarer und die Pupillen durch die Parasympathikus-Wirkung kleiner.

Herzratenvariabilität (HRV)

Die HRV ist ein zentraler Marker des vegetativen Nervensystems. Sie beschreibt die Fähigkeit des Herzens, den Abstand von einem zum nächsten Herzschlag zu variieren und sich dadurch den ständig wechselnden Herausforderungen anzupassen. Bereits 300 n. Chr. stellte der Arzt Wang Shuhe fest: „Wenn der Herzschlag so regelmässig wie das Klopfen des Spechts oder das Tröpfeln des Regens auf dem Dach wird der Patient innerhalb von vier Tagen sterben“. Eine hohe HRV ist Zeichen für eine gute Anpassungsfähigkeit und Gesundheit. Eine niedrige HRV korreliert mit verschiedenen physischen und psychischen Pathologien wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebs, Schlaganfall, Diabetes, Nephritis, Neuropathie und chronischer Stress.

Die Bedeutung der Regulation

Eine manifeste chronische Erkrankung äussert sich in einer Strukturstörung (Entstehung von Tumorgewebe, Gefässveränderungen, chronisch-entzündlichen Gewebeveränderungen, Anomalien von Knochen und Knorpel, Muskelschwund etc.). Dies ist eine pathologische Veränderung der Anatomie. Voraus geht dieser Struktur- störung jedoch immer eine Funktionsstörung (gestörter Zellteilungsmechanismus, Mangel- oder Überschusszustände in Zellen, Fehl-/ Schonhaltung), welche ihrerseits wiederum getriggert wird durch eine Regulationsstö- rung (bedingt durch Übersäuerung, Zellstress, Sauerstoffmangel, Vitamin- und Nährstoffmangel, Entzündungen, Toxine, Bakterien, Allergene etc.). Es ist offensichtlich, dass eine Therapie, welche erst am Ende dieser Achse angreift, keine grosse Aussicht auf Erfolg hat, da die Funktionsstörung und die davorliegende Regulationsstörung erhalten bleiben und durch einen Eingriff an der Struktur (z.B. durch eine Operation und die damit verbundene Immunsuppression) sogar noch zusätzlich belastet werden. Ausnahme: die Operation beseitigt die Ursache der Regulationsstörung. Das Kernproblem liegt darin begründet, dass unsere Lebensumstände und die Umweltbelastungen der Gegenwart mit dem dadurch entstehenden vielschichtigen Stress dazu führen, dass unsere Immun- und Regenerationssysteme massiv ein- geschränkt sind. Stress blockiert jedoch nicht nur diese Systeme, sondern verbraucht zusätzlich grosse Mengen an Nähr- und Vitalstoffen, was den bereits schon vorliegenden Mangel noch erhöht: ein circulus vitiosus. Der zugrunde liegende Mechanismus ist eine Dysbalance in der Regulation des vegetativen, autonomen Nervensystems. Die genannten Stressfaktoren führen zu einem Überwiegen des Sympathikus, wodurch alle Heilungsvorgänge behindert oder gar blockiert werden.

FORMEN VON STRESS

Leider erleben wir neben dem von der Evolution berücksichtigten „echten“ Stress, welcher meist nur sehr kurz andauert und in unserer Zeit z.B. durch einen Unfall oder Überfall ausgelöst werden kann, immer mehr lang anhal-enden Stress, den es in dieser Form in der Geschichte der Menschheit nicht oder nur äusserst selten gab, weshalb unser physiologisches System nicht darauf vorbereitet ist. Hierzu gehören physischer Stress (physiologisch/ biochemisch): Metalle in der Mundhöhle, v.a. in Form von Schwermetallen (z.B. Quecksilber aus Amal- gamfüllungen), Toxine aus wurzelkanalbehandelten Zähnen, Allergene aus Zahn- und Wurzelfüllungsmaterialien, aber auch aus der Nahrung (z.B. Gluten). Auch Übergewicht, Mangelzustände an z.B. Magnesium oder Vitamin D3, geringe Kondition, generell schlechte Ernährung, Schlafmangel und elektromagnetische Felder (EMF) erhöhen diesen physischen Stress. Daneben gibt es auch psychischer Stress. Dieser ist selbst erzeugt und entsteht durch unangemessene Ängste und innere Bilder: „In meinem Leben habe ich unvorstellbar viele Katastrophen erlitten. Die meisten davon sind nie eingetreten!“ (Mark Twain). Diese psychischen Kräfte können jedoch auch gesundheitsfördernd eingesetzt werden. Emotionaler Stress und gesundheitliche Beschwerden werden durch belastende Beziehungen in der Partnerschaft und im Beruf, aber auch durch Orte und Situationen (Stau, laute Geräusche, Luftverschmutzung etc.) ausgelöst.

DIE BEDEUTUNG DER CHRONISCHEN ENTZÜNDUNG

Das Immunsystem arbeitet lokal und systemisch mit Hilfe der Milz und des Lymphsystems und mittels Immunzellen und Botenstoffen, die über Blut- und Lymphgefässe verbreitet werden. Seine Arbeit wird nicht zuletzt vom vegetativen Nervensystem (Sympathikus und Parasym- pathikus) beeinflusst und fein reguliert. Das Immunsystem ist darauf ausgelegt, auf pathologische Prozesse und Pathogene wie Bakterien mit einer akuten Entzündung zu reagieren und diese dadurch möglichst schnell und effektiv zu bereinigen. Dadurch werden auch Auto- immunprozesse verhindert. Energie in Form von Glucose und Fett wird bereitgestellt und ein kataboler Zustand mit der Zielsetzung hergestellt, die Entzündung schnellstmöglich wieder herunter zu regulieren. Der gesamte Entzündungsprozess wird einerseits über das vegetative Nervensystem und andererseits hormonell über die Hypothalamus - Hypophysen - Nebennierenrinden - Achse (HPA-Stress-Achse) gesteuert. Eine akute Entzündung geht einher mit einer erhöhten sympathischen und einer reduzierte parasympathische Aktivität. Eine akute, „gesunde“ Entzündungsreaktion läuft folgendermassen ab: immunologische Prozesse, durch Botenstoffe 

getriggert, und der aktivierte Sympathikus wirken pro- inflammatorisch, um die Pathogene maximal und vollständig zu bekämpfen. Erreicht die Entzündungsreaktion dieses Ziel, wird sie lokal und systemisch heruntergefahren und der katabole Prozess wird beendet. Hierzu tragen auch T-Helferzellen bei, die anti- inflammatorisch wirken.

Ein Teufelskreis entsteht, wenn die akute Entzündung ihr Ziel nicht erreicht und deshalb in eine chronische, stumme Entzündung übergeht („silent inflammation“), wobei sich Entzündungsreaktion und Sympathikus-Aktivität gegenseitig aufrechterhalten. Dabei können Folge- erkrankungen wie Bluthochdruck, Insulinresistenz, kardiovaskuläre Probleme und Diabetes mellitus entstehen, bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen kann es zur Kachexie kommen. Gleichzeitig ist die Aktivität des Parasympathikus mit seiner anti-inflammatorischen Wir- kung blockiert. Dies zeigte eine Studie, bei der durch Stimulierung des Nervus vagus die periphere Zytokinproduktion gehemmt werden konnte. Durch signifikante Hemmung der Produktion von TNF-α und IL-6 verbesserte sich die Symptomatik bei Patienten mit rheumatoider Arthritis, teilweise sogar bei Therapieresistenz.

Von den drei in der heutigen Zeit wichtigsten Ursachen für die Entstehung chronischer Krankheiten – Stress, EMF und Belastungen in der Mundhöhle – werden letztere im nächsten Kapitel näher beschrieben.