Bedeutung von Mikronährstoffen für die Zahnheilkunde

Bedeutung von Mikronährstoffen für die Zahnheilkunde

Generell ist ein zunehmender Verlust an Mineralien und Vitaminen in allen Obst- und Gemüsesorten zu verzeichnen. Durch ausgelaugte Böden, Luftverschmutzung, moderne Züchtungs- und Verarbeitungsmethoden sowie lange Transportwege und Lagerung zeigte sich inner- halb von 50 Jahren ein drastischer Verlust an wertvollen Inhaltsstoffen in unserer Nahrung. Man müsste heute zehn Mal so viel Obst und Gemüse zu sich nehmen, um denselben Gehalt an Mikronährstoffen wie vor 50 Jahren zu erhalten.

Die wohl bedeutendsten Mikronährstoffe sind Vitamin D3, Vitamin K2, Vitamin C und Magnesium, die wir deshalb die „fantastischen Vier“ nennen. Sie spielen für die Zahngesundheit und den Knochenstoffwechsel eine herausragende Rolle. Zusätzlich stellen wir die wichtigsten Informationen zum Vitamin A dar. Es gehört, zusammen mit Vitaminen D3 und K2, zu den drei Mikronährstoffen, denen Dr. Weston Price ausserordentliche Bedeutung sowohl für die allgemeine als auch für die dentale Gesundheit beigemessen hatte.

VITAMIN D

Vitamin D ist genau genommen kein Vitamin, sondern in seiner aktiven Form ein Hormon. Seine überragende Bedeutung für den menschlichen Organismus, weit über die Knochengesundheit hinaus, wird erst in den letzten Jahren mehr und mehr realisiert.

Vorkommen und Versorgung

Unsere Nahrung enthält nur sehr wenig Vitamin D3 (Cholecalciferol) als wichtigste Vorstufe. Lediglich Lebertran hat mit 12.000 I.E. (Internationale Einheiten) pro 100g einen sehr hohen Gehalt. Deshalb erfolgen nur etwa 20% der Aufnahme von Vitamin D3 über die Nahrung, denn der Gehalt in fettreichen Fischarten wie Lachs und Hering, Milch, Steinpilzen, Shiitake-Pilzen und Avocados ist wesentlich niedriger.

Zu 80 % wird Vitamin D3 in der Haut gebildet. Dies geschieht durch Umwandlung des in der Haut vorkommenden 7-Dehydrocholesterol. Hierfür wird UV-B-Strah-ung benötigt, um es durch Photolyse in das Prävitamin D3 umzuwandeln, aus dem das Vitamin D3 entsteht. Der Gehalt an 7-Dehydrocholesterol in der Haut nimmt im Alter zunehmend ab. Auch die Fähigkeit bei älteren Menschen, Vitamin D3 in der Haut zu bilden, ist im Vergleich zu einer 20-jährigen Person um mehr als die Hälfte verringert. An einem sonnigen Tag bildet der Mensch etwa 10.000-20.000 I.E. Vitamin D3 pro Stunde.

Die derzeitige Situation sieht leider so aus, dass wir uns meist den ganzen Tag vollständig bekleidet in geschlossenen Räumen aufhalten, weit entfernt vom Äquator mit seiner intensiven Vitamin-D3-bildenden Sonneneinstrahlung bei aufgrund von Bewegungsmangel reduziertem Stoffwechsel. Wenn wir dann doch mal in die Sonne gehen, „schützen“ wir unseren Körper durch Sonnencreme vor dem Sonnenlicht und seiner Vitamin-D3-bildenden Wirkung.

Bei Anwendung einer Creme mit Lichtschutzfaktor reicht LSF 8 aus, um die Vitamin- D3-Produktion um mehr als 97 % einzuschränken. Leider reduziert auch die Volkskrankheit Übergewicht die Versorgung dadurch, dass Vitamin D3 zwar in der Haut gebildet, aber nicht ins Blut abgegeben werden kann. Folgerichtig weisen adipöse Menschen vermehrt einen Vitamin-D-Mangel auf. In den verschiedenen Breitengraden liegt bei der Bevölkerung ein unterschiedlicher Vitamin-D-Spiegel vor. So ist der Vitamin D-Spiegel in der Nähe des Äquators am höchsten (40 ng/ml) und somit deutlich höher im Vergleich zu Personen, die weiter nördlich und südlich des Äquators leben. Es ist wichtig zu wissen, dass in den Ländern, die nördlich des 40. Breitengrades liegen (in Europa nördlich von Rom), in den Monaten Oktober bis März nicht ausreichend Vitamin D3 gebildet werden kann. Der Grund hierfür: die Aufnahme von UV-B Strahlung hängt neben der Bewölkung vor allem vom Einfallswinkel der Sonne ab. Ist der Winkel geringer als 45°, ist der Weg für die Sonnenstrahlen durch die Ozonschicht zu lang, um noch Vitamin D3 produzieren zu können, da die Ozonschicht einen Teil der UV- Strah- lung absorbiert.

Auf der Website www.timeanddate.de kann man die Sonnenstunden mit Einfallswinkel für jeden beliebigen Ort der Welt nachverfolgen. Zum Beispiel gab es am 11. Januar 2018 in Oslo (40. Breitengrad) zu keiner Tageszeit einen Sonneneinstrahlungswinkel von über 45°. In Tel Aviv hingegen (32. Breitengrad) konnte man am 11. Januar zwischen 9:28 Uhr und 16:03 Uhr optimal Vitamin D3 produzieren. Für Mobiltelefone ist eine App verfügbar (Dminder von Prof. Holick), welche präzise anzeigt, wie viele I.E. Vitamin D3 zu welcher Tageszeit innerhalb welcher Zeit gebildet werden können. Es gibt eine ein- fache Faustregel, die man sich hierzu merken kann: Wenn der Schatten länger als die Körpergrösse ist, findet keine Vitamin D3-Produktion statt.

Durch den heutigen Lebenswandel mit überwiegendem Aufenthalt in geschlossenen Räumen weist die Mehrheit der Bevölkerung einen Vitamin-D-Mangel auf. Bedauerlicherweise liegen 60 % aller Deutschen sogar noch unter dem Grenzwert von 30 ng/ml(17), was bedeutet, dass sie sich im „immunlogischen Winterschlaf“ befinden und nicht in der Lage sind, Knochen und Wunden vollständig und komplikationslos auszuheilen. In einer aktuellen Pilotstudie an medizinischem Personal einer Universitätsklinik stellte sich die Situation noch dramatischer dar. Von 24 teilnehmenden Personen hatten 85,7 Prozent einen Vitamin-D-Mangel mit einem Wert von unter 30 ng/ml, wobei 45,8 Prozent sogar einen Wert von unter 10 ng/ml hatten.

Physiologische Bedeutung

Die Ausgangssubstanz 7-Dehydrocholesterol wird durch thermische Isomerisierung in das Vitamin D3 (Cholecalciferol) überführt. Nach 8 Stunden sind 80 % dieses Pro- vitamins in der Haut umgewandelt. Sobald das Vitamin D3 in die Blutbahn gelangt, wird es mithilfe des Vitamin- D-bindenden Proteins (DBP) zur Leber transportiert und dort zu 25-OH-D3 (Calcidiol) hydroxyliert. Calcidiol ist eine Speicherform des Vitamins D3. Die Umwandlung zum aktiven Steroidhormon 1,25-(OH)2-D3 (Calcitriol) erfolgt dann weiter in der Niere (Abb.1).

Vitamin D gehört zusammen mit dem Parathormon (PTH) zu den wichtigsten hormonellen Steuerelementen des Calcium- und Phosphathaushalts. Das von der Nebenschilddrüse sezernierte Parathormon, welches beim Absinken des Calciumspiegels freigesetzt wird, führt indirekt zur Aktivierung der Osteoklasten („Knochenfresszellen“) und zur Mobilisierung von Calcium und Phosphat aus dem Knochengewebe. Die Folge ist ein erhöhter Calciumspiegel im Blut und ein erniedrigter Gehalt an Mineralien in den Knochen (Osteopenie, Osteoporose). Die Synthese und Ausschüttung von PTH wird durch Calcitriol gehemmt. Calcitriol vermindert die Ausscheidung von Calcium durch die Nieren und erhöht das zur Verfügung stehende Calcium durch Absorption im Darm. Damit verbunden ist eine erhöhte Osteoblastenaktivität, also die Fähigkeit, gesunden neuen Knochen zu bilden. Calcitriol ist für eine ungestörte Knochenheilung zwingend notwendig, da es neben der Aktivierung von Osteoblasten auch Osteoklasten hemmt.

Eine wichtige Aufgabe des Vitamin D besteht, wie oben bereits aufgeführt, in der Förderung der Resorption von Mineralien im Darm und deren Rückresorption in den Nierenendtubuli. Um dies permanent zu gewährleisten, wird der Spiegel des Hormons Calcitriol in der Zelle unabhängig von der aktuellen Vitamin-D3-Bildung mit Hilfe der Sonne oder der Vitamin-D3-Aufnahme über die Nahrung über einen kybernetischen Regelkreis gesteuert.

Bei einem erhöhten Calciumspiegel im Blut wird Calcitriol herunterreguliert, was die Calcium-Resorption bzw. Rückresorption reduziert. Auch das Parathormon wird gesenkt, um weniger Calcium aus den Knochen zu mobilisieren. Ein sehr sinnvoller Regelkreis, welcher einer Hyperkalzämie, also einem überhöhten Blut-Calcium- Spiegel mit dem Risiko der Arteriosklerose, entgegenwirkt. Läuft dieser Regelkreis regelrecht ab, so wird immer genau so viel Calcitriol gebildet, dass der Calciumspiegel im Blut ausgewogen ist (Abb. 2). Liegt aufgrund einer ungenügenden Bildung mit Hilfe des Sonnenlichts (was von der Natur niemals vorgesehen war, da die Menschheit in Afrika entstanden ist und zu geringer Aufnahme über die Nahrung ein Vitamin-D3-Mangel vor, dann entsteht, auf dem Boden einer im allgemeinen bereits bestehenden Stressbelastung, noch zusätzlicher Stress. Dies bedeutet, dass der Mensch in den sauren pH-Bereich absinkt. Da der Blut-pH-Wert jedoch immer bei knapp 7,4 reguliert werden muss, um lebenswichtige Funktionen aufrecht zu erhalten, wird zur Abpufferung und Neutralisierung des Blutes Calcium vermehrt aufgenommen bzw. über das Parathormon aus dem Knochen mobilisiert. Damit wird der oben beschriebene Regelkreis ausser Kraft gesetzt. Zwar wird die Normalisierung des Blut-pH-Wertes erreicht, allerdings führt der erhöhte Calciumspiegel zu einem weiteren fatalen Absinken des Calcitriols - ein Teufelskreis. Neben der Bedeutung für den Calciumstoffwechsel und den Knochenaufbau hat Vitamin D3 immunologische und metabolische Effekte auf unseren Körper. Es steuert mehr als 2.000 verschie- dene Gene und das Immunsystem, indem es die erworbene (v.a. im Falle von Autoimmunerkrankungen über- aktive) Immunantwort nach unten und die angeborene unspezifische Immunantwort nach oben reguliert. Rezeptoren für Vitamin D sind in einigen Zelltypen unseres Immunsystems zu finden, z.B. in T-Lymphozyten, ins- besondere T-Helferzellen. Durch aktiviertes Vitamin D3 wird die Bildung antimikrobieller Peptide (AMPs) an Haut und Schleimhaut stimuliert, was sich antientzündlich auswirkt. Diese AMPs töten Mikroorganismen, also Bakterien und Viren, oft schneller und effektiver ab, als das erworbene Immunsystem mit der Aktivierung von spezialisierten Abwehrzellen. Die bei ausreichender Vitamin- D3-Versorgung bestehende Gripperesistenz beruht auf der Hemmung des Transkriptionsfaktors NF-κB(29,30). NF-κB ist ein Protein, welches durch Zellstress aktiviert wird und sowohl eine Entzündungskaskade als auch die Bildung freier Radikale hervorruft. Vitamin D spielt somit eine regulierende Rolle im Rahmen von Zellstress-Reaktionen, vorausgesetzt, es ist ein ausreichender Vorrat seiner Speicherform 25-OH-D3 (Calcidiol) vorhanden.

Vitamin D trägt dazu bei, uns in den Parasympathikotonus als Gegenpol zur Stressreaktion zu bringen. Es sorgt für erholsame Entspannung und gesunden Schlaf.

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Abbildung 1: Schematische Darstellung der endogenen Synthese und exogenen Aktivierung von Vitamin D

 

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Abbildung 2: Regelkreis für adäquaten Calciumspiegel im Blut

Pathophysiologie

Es wurde festgestellt, dass die Verbreitung von chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus und Multiple Sklerose mit der Distanz zum Äquator und somit bei geringerer Sonneneinstrahlung und weniger Aufenthalt im Freien ansteigt. Durch stressgeprägte Lebensumstände entsteht eine systemische Azidose, die der Organismus durch Resorption von Calcium aus dem Knochen versucht abzupuffern, um den Blut-PH-Wert bei 7,4 konstant zu halten. Dadurch wird dem Körper ein ausreichend hoher D3- Spiegel simuliert, was den meist vor- handenen Mangel an Vitamin D3 zusätzlich fördert. Da Vitamin D das Immunsystem unterstützt, kann ein Mangel vielfältige Auswirkungen haben. Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose oder rheumatoide Arthritis treten gehäuft bei niedrigem Vitamin-D-Spiegel auf. Die Ausschaltung der Vitamin-D-Rezeptoren von Immunzellen führte in Versuchen zu Ausbrüchen entzündlicher Darmerkrankungen. Vitamin-D-Mangel kann zu einer Dysbiose des Darmmikrobioms führen und eine Kolitis auslösen. Das Mikrobiom, unser grösstes Immunorgan, ist abhängig von Vitamin D. Studien belegen eine erhöhte Prädispositon zu Atemwegsinfektionen bei Kindern und Jugendlichen. Neben Infektanfälligkeit sind weitere typische Mangelsymptome Rachitis, Osteoporose, Zahnfleischentzündungen u.v.m. Neben Herz-Kreislauf-Störungen kann es zu reduzierter Muskelstärke, Wachstumsstörungen, erhöhter Frakturanfälligkeit, Schlaf- und Konzentrationsstörungen und Depressionen kommen. Neurologische Erkrankungen wie Schizophrenie oder Autismus sind abhängig von Vit- amin D. Eine Studie aus dem Jahr 2016 wies bereits darauf hin, dass Meidung des Sonnenlichts als Risikofaktor für einen frühzeitigen Tod auf gleicher Stufe mit dem Rauchen steht.

Präventive und therapeutische Bedeutung

Es wurde eine vorbeugende Wirkung von Vitamin D hinsichtlich kardiovaskulären Erkrankungen einschliesslich Herzinfarkt, Krebserkrankungen, MS und chronischer Müdigkeit, ausgelöst durch die permanente Aktivierung des NF-κB, nachgewiesen. Die Bedeutung von Vitamin D für die Prävention und Therapie infektiöser und chronischer Erkrankungen könnte auf seine antiinflammatorische und immunmodulierende Wirkung zurückzuführen sein. Studien zeigen seine antivirale Wirkung im Zusammenhang mit Influenzainfektionen. Auch bei COVID-19-Patienten wird der Nutzen von Vitamin D zunehmend aufgezeigt. Im Rahmen seiner wichtigen Funktionen bei der angeborenen und erworbenen Immunabwehr stimuliert es unter anderem die Produktion der bereits genannten AMPs wie Defensin und Cathelicidin, welche als endogene Antibiotika funktionieren und unter anderem Influenza- und Coronaviren abtöten. Es wirkt auch als Modulator von B- und T-Zellen und begrenzt Entzündungsprozesse. In einer Studie konnte bei Mäusen nach der anfänglichen Phase der Sensibilisierung auf ein Allergen mit einer Vitamin-D- Supplementierung ein hoher Spiegel an Eosinophilen und eine Entzündungsreaktion in der Lunge verhindert werden. Ausserdem schützt Vitamin D die Lunge, indem es sich positiv auf das blutdruckregulierende Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAS) auswirkt und bakteriell ausgelöste Lungenschäden lindert. EineVitamin-D3-Hochdosis-Therapie bewirkt nicht nur immereine Leistungssteigerung, sondern reduziert die Stressanfälligkeit und verbessert die Stimmung. Es dürfte kaum ein effektiveres Anti-Depressivum geben als Vita- min D3.

Auch in der Onkologie wird immer mehr auf die positiven Effekte von Vitamin D hingewiesen. So belegen viele Studien, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel bei Patienten mit Kolonkarzinom, Brustkrebs sowie akuter myeloischer und chronisch lymphatischer Leukämie mit einem schlechteren klinischen Verlauf und einer schlechteren Prognose in Zusammenhang stehen können. In einer Studie wird darauf hingewiesen, dass Patienten mit B-Zell-Lymphom von einer Vitamin-D-Gabe zusätzlich zur Antikörpertherapie mit Rituximab profitieren. Bei Patienten mit metastasierendem Kolonkarzinom zeigt eine Studie, dass ein hoher Vitamin-D-Spiegel das progressionsfreie Überleben verlängert. In einer anderen Studie untersuchte man über einen Beobachtungszeit- raum von 13 Jahren 351 Patienten mit Hodgkin-Lym- phom. Es konnte gezeigt werden, dass die Patienten mit einem Vitamin-D-Mangel ein verringertes progressionsfreies Überleben und Gesamtüberleben aufwiesen. Vitamin D wird sogar eine antikanzerogene Wirkung zugesprochen und es wird empfohlen, es als neuartiges und wirtschaftliches Krebsmittel einzusetzen. Eine Übersichtsarbeit zeigte, dass Patienten mit einem Serumspiegel von 40-60 ng/ml der Speicherform 25-OH-D3 vor den meisten chronischen Erkrankungen geschützt sind!

Bedeutung von Vitamin D für die Sportmedizin

Aus den dargestellten Aspekten ergeben sich wichtige Gesichtspunkte auch für die Sportmedizin. Die skelettale Wirkebene ist für einen stabilen Bewegungsapparat, der auch extremen Belastungen standhält, ebenso bedeutsam wie für eine rasche und vollständige Frakturheilung nach Verletzungen. Der anti-inflammatorische Aspekt in Verbindung mit einem verringerten Entzündungsgrad der Muskulatur ist für eine rasche Heilung im Zusammenhang mit Mikroverletzungen bei hoher Trainings- und Wettkampfbelastung bedeutsam. Auch die immun- modulatorische Ebene ist im Hinblick auf das besonders beanspruchte Immunsystem des Leistungssportlers von nicht zu unterschätzender Bedeutung, gerade im Hinblick auf virale Erkrankungen. Von speziellem Interesse für die Sportmedizin sind die Erhöhung der maximalen Sauerstoffaufnahme und die verbesserte Belastbarkeit des kardiopulmonalen Systems. Im Zusammenhang mit Aufbau und Leistungsfähigkeit der Muskulatur wird eine besondere Bedeutung für Muskelfasern des Typs II herausgestellt, z.B. für Fussballer. Insgesamt spricht vieles dafür, dass Vitamin D Leistung und Regeneration fördert und die Verletzungsanfälligkeit senkt. Allerdings zeigen hier neuere Untersuchungen inkonsistente Ergebnisse, es besteht noch grosser Forschungsbedarf. Unklarheit herrscht insbesondere in Bezug auf den individuell optimalen Vitamin-D-Status.

Bedeutung für die Zahnmedizin

Auch in der Zahnmedizin wurde die Bedeutung von Vitamin D vielfach beschrieben. In einer Studie wurde gezeigt, dass durch eine kohlenhydratarme Ernährung mit gleichzeitig ausreichender Deckung des Bedarfs an Omega-3-Fettsäuren, Ballaststoffen, Vitamin C und D3 sowie Antioxidantien grundsätzlich Zahnfleisch- und Zahnbett-Entzündungen verhindert werden können. Eine fortgeschrittene Parodontitis muss daher heute nicht mehr ausschliesslich chirurgisch behandelt werden, sondern kann durch die Versorgung mit den genannten Vitaminen und Mineralstoffen vorgebeugt und behandelt werden. Patienten mit hohem Vitamin-D-Spiegel zeigten in einer Studie deutlich weniger Zahnfleischbluten, geringere Taschentiefen und weniger Zahnverlust. Neben Gingivitis/ Parodontitis und Zahnverlust konnten Zusammenhänge auch zwischen Vitamin-D-Mangel und Karies sowie der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation belegt werden. Vitamin D hemmt das Wachstum und die Expression von Virulenzfaktoren des parodontalen Markerkeims Porphyromonas gingivalis; auch wird durch Vitamin D die antibakterielle Aktivität oraler Epithelzellen gegen den parodontalen Keim Aggregatibacter actinomycetemcomitants erhöht. Erhöhte Vitamin- D-Werte beeinflussen den lokalen Knochenumbau positiv. Eine Studie von Choukroun et al. belegt die Bedeutung von Vitamin D hinsichtlich des Knochenaufbaus, von welchem die Einheilung von Implantaten abhängt. 1,25-(OH)2-D3 (Calcitriol) ist das wichtigste Hormon, welches in die Knochenbildung involviert ist und gleichzeitig die Entzündungsbereitschaft reduziert. Ein Mangel an Vitamin D hemmt die Einheilung von Implantaten und erhöht das Infektionsrisiko. Auch zahnärztliche Röntgenbilder können Auskunft über einen Vitamin-D-Mangel geben. Bei Patienten mit schwerem Vitamin-D-Mangel sind die Pulpahörner asymmetrisch und verengt und erinnern optisch an einen Stuhl mit harter Lehne. Gesunde Pulpa ähnelt einem runden Bogen mit breiteren Pulpahörnern.

Laborstatus und empfohlene Zufuhr

Die dargestellten Erkenntnisse zeigen die Bedeutung eines angemessenen Vitamin-D-Spiegels. Zu seiner Bestimmung ist die 25-(OH)-D3-Serumkonzentration als verlässlicher Marker anerkannt. Je nach Untersuchungslabor wird die Vitamin-D-Konzentration in Nan gramm per Milliliter (ng/ml) oder in Nanomol per Liter (nmol/l) angegeben, wobei 1 nmol/l äquvalent ist zu 0,4 ng/ml. Es ist angesichts unserer derzeitigen Lebensweise, gerade in weit vom Äquator entfernten Lebensbereichen mit hohem Stresslevel, nicht möglich, den für unsere Gesundheit notwendigen Vitamin-D-Spiegel durch ausreichenden Aufenthalt in der Sonne zu erreichen. Auch wenn die natürliche Sonneneinstrahlung optimal wäre, können wir heutzutage nicht mehr auf die Einnahme von Vitamin D3 verzichten, um uns vor akuten und chronischen Krankheiten zu schützen und optimale Langzeitprognosen für Keramik-Implantate garantieren zu können. Die empfohlene Tagesdosis wurde in Deutschland erst im Jahre 2012 von 400 Einheiten auf 800 Ein- heiten täglich erhöht. Im Jahr 2018 wurde publik, dass die aktuellen Empfehlungen für die Tagesdosis von Vitamin D3 zu niedrig angesetzt wurden, und zwar auf- grund eines Rechenfehlers um den Faktor 10! Schwangeren Frauen wird ein Vitamin-D-Spiegel über 40ng/ml empfohlen, um Mutter und Fötus zu schützen.

In einer aktuellen Publikationwird empfohlen, einen Vitamin-D-Spiegel zwischen 40 und 80 ng/ml im Serum anzustreben. Die Dosierung sollte individuell unter Laborkontrolle alle drei Monate erfolgen. Bei einem Vitamin-D-Mangel im Hinblick auf den genannten Grenzwert (weniger als 40 ng/ml) sollte eine tägliche Dosis von 10.000 IE für drei Monate verabreicht werden, um den Mangel auszugleichen. Als Erhaltungsdosis für einen Vitamin-D-Wert im Bereich von 40 bis 80 ng/ml eignet sich eine tägliche Dosis von 5.000 IE. Wenn es zu einer Überschreitung dieses Bereiches kommen sollte (> 80 ng/ml), empfiehlt es sich, die Dosis auf 1.000 IE zu reduzieren (siehe Abb. 4). Im Falle von eingeschränkten Organfunktionen oder metabolischen Erkrankungen sollte die Dosis entsprechend individualisiert werden. Im Rahmen der Vorbereitung auf einen oralchirurgischen Eingriff ist eine schützende Dosis von mehr als 10.000 I.E. pro Tag sinnvoll, um den Patienten optimal auf den Eingriff vorzubereiten.

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Abbildung 4: Supplementierungsprotokoll von Vita- min D bei gesunden Erwachsenen zur Aufrechterhal- tung eines angemessenen Vitamin-D-Status

 

Sicherheit

Eine Sichtung der Sicherheitsdaten in randomisierten kontrollierten klinischen Studien mit einer Tagesdosis von 5.000 bis 10.000 IE/d zeigte keine Vitamin-D-Intoxikation. Lediglich in Studien aus den 30er- und 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit extrem hohen Tagesdosen von Vitamin D zwischen 60.000 und 600.000 IE/d wurde über Hyperkalzämie als Folge der unphysiologisch hohen Dosen berichtet.

Cofaktoren

Wichtig ist es, bei einer Langzeitanwendung Vitamin D3 mit Vitamin K2/mk7 zu kombinieren, um eine mögliche Hyperkalzämie zu vermeiden. Das Verhältnis von Vitamin D3 zu K2/ mk7 sollte bei 10.000 I.E. D3 zu 100μg K2/mk7 liegen. Für die Umwandlung in das aktive Vitamin-D-Hormon und für den weiteren Transport im Organismus wird vor allem Magnesium benötigt. Ein Mangel an Magnesium kann den gesamten Haushalt von PTH, Calcium und Vitamin D blockieren. Es ist sehr wichtig, bei der Gabe von hohen Dosen Vitamin D3 genügend Magnesium zu verabreichen, um einem Magnesiummangel vorzubeugen. 

Für die Proteinsynthese und Aktivierung einiger Gene ist zusätzlich Vitamin A in ausgewogener Konzentration zu Vitamin D erforderlich. Wenn das Verhältnis unausgeglichen ist, verhalten sich die Vitamine wie Gegenspieler und die Wirkung von Vitamin D wird beeinträchtigt. Die Wirkungen der Vitamine A und D sind sehr eng miteinander verbunden. „Beim Ablesen eines Gens verschmelzen die Rezeptoren für Vitamin-D-Hormon (VDR) und Vitamin-A-Hormon (RXR), so dass die eigentlichen Effekte des Sonnenhormons 1,25-(OH)2-D häufig gemeinsam mit dem Vitamin-A-Hormon (Retinsäure) erfolgen“. Nach Eindringen in den Zellkern kann dieser Komplex an das sog. Vitamin D responsive element (VDRE) in der DNA binden und die Transkription vieler Gene steuern. Daraufhin kann die Synthese der genannten antimikrobiellen, insbesondere antiviralen AMPs erfolgen, wodurch nicht zuletzt die Infektiosität von Erkältungsviren gesenkt werden kann. Auch ein Zink- Mangel schränkt die Funktion von Vitamin D ein. Zink wird benötigt, um die Vitamin-D-Rezeptoren, die sich an fast allen Zellen befinden, zu bilden(113).

Exkurs: die Sinnhaftigkeit von Sonnencremes

Es ist wichtig zu wissen, dass für die Produktion von Vitamin D3 ausschliesslich die langwellige UV-B-Strahlung verantwortlich ist, die den geringeren Anteil der UV- Strahlung ausmacht. Sie ist für unsere Haut ungefährlich. Die kürzeren UV-A-Strahlen dagegen dringen tiefer in die Haut ein und sind für Zellschädigung und Hautalterung verantwortlich, bilden jedoch kein Vitamin D3. Deshalb ist es besser, kurz in die Mittagssonne zu gehen, welche reich an UV-B ist, als der weitverbreiteten Annahme zu folgen, die weniger intensive Morgen- und Abendsonne zu bevorzugen, die nur UV-A enthält. Praktisch alle Sonnencremes haben lediglich einen UV- B-Filter eingebaut, so dass einerseits fatalerweise die Bildung von Vitamin D3 in der Haut verhindert wird, andererseits die Menschen mehr Zeit in der Sonne ver- bringen und dadurch ihre Haut durch eine höhere UV-A- Exposition schädigen. Eine über 20-jährige Forschungstätigkeit an mehr als 30.000 Probanden am Karolinska-Institutes in Stockholm zeigt, dass Sonnencreme nachweislich für die Entstehung von Hautkrebs verantwortlich ist. Auch eine andere Studie zeigt dies. Hierzu trägt sicherlich auch die schleichende Vergiftung durch die in Sonnencremes enthaltenen Gifte bei. Sie werden von der Haut leicht aufgenommen, denn schliesslich ist sie eines der besten Resorptionsorgane mit einer Fläche von 1,5-2 Quadratmetern. Nanopartiku- läres Titandioxid (E 171), welches in fast allen Sonnencremes enthalten ist, schädigt die DNA und fördert die Entstehung von Alzheimer, Epilepsie und Autismus. Das ebenfalls enthaltende nanopartikuläre Zinkoxid steht im Verdacht, Darm- und Hirnstammzellen abzutöten. Abgesehen davon enthalten fast alle Sonnencremes die beiden „Supergifte“ Oxybenzon und Octinoxat. Aus diesem Grunde hat Hawaii als erster amerikanischer Staat den Verkauf und die Anwendung von Sonnencremes verboten, da diese Gifte die Korallen zerstören. Interessanterweise sprechen die Presseartikel die fatale Wirkung der beiden Supergifte auf die Korallen an, jedoch mit keinem Wort die Wirkung auf den Menschen.

Bedeutung innerhalb des THE SWISS BIOHEALTH CONCEPT

Mit der Dosierung im Rahmen der präoperativen Mikronährstofftherapie  in den zwei bis vier Wochen vor einem OP-Termin wird regelmässig ein Spiegel von mindestens 70 ng/ml 25-Hydroxy-D3 (Calcidiol) im Blut erreicht. Wir gehen davon aus, dass diese Dosis die Patienten optimal auf einen chirurgischen Eingriff vorbereitet. In den letzten Jahren wird zunehmend die sogenannte Vitamin-D-Rezeptorblockade diskutiert. Diese wird in Zusammenhang gebracht mit einer Aktivierung von in die DNA eingelagerten Retroviren durch Umwelt- und Zahntoxine. Dadurch erklärt sich, dass nach erfolgter Sanierung im Sinne des ALL-IN-ONE-Konzep- tes überraschenderweise oft deutlich geringere Mengen an Vitamin D3 genügen, um den Wert von 70ng/ml zu halten. Vor der Sanierung muss bei Vorliegen einer Rezeptorblockade durch eine massive kompetitive Flutung des Systems mit hohen Dosen von Vitamin D3 reagiert werden, um den geforderten Wert > 70 ng/ml zu erzielen. Dies gelingt in nahezu allen Fällen mit der von uns eingesetzten Mikronährstoffmischung. Selten muss auf Vitamin-D3-Dosen von bis zu 100.000 I.E. pro Tag erhöht werden.

VITAMIN K2

Bereits 1945 entdeckte Dr. Weston Price einen neuen „vitaminähnlichen Aktivator“, welcher laut seinen Forschungen eine zentrale Rolle bei kindlichem Wachstum und der Entwicklung, bei der Einlagerung von Mineralien in den Knochen, bei Zahnstellung und Körperbau, Gehirn- funktion und Fortpflanzung spielt und dessen Mangel an Karies, Herzerkrankungen und Alterung beteiligt ist. Er nannte diesen Faktor „Aktivator X“. Erst im Jahr 2008 wurden von Christopher Masterjohn die Studien von Dr. Weston Price mit denen des United States Department of Agriculture sowie der Turfts University zusammenge- führt. Dabei stellte sich eindeutig heraus, dass Aktivator X identisch ist mit Vitamin K2.

Vorkommen

Es existieren zwei natürlich vorkommende Formen von Vitamin K: Vitamin K1 und Vitamin K2. Vitamin K1 wird auch als Phyllochinon, Vitamin K2 als Menachinon bezeichnet. Vitamin K1 ist Bestandteil pflanzlicher Lebensmittel. Es findet sich besonders im Blattgrün von Kräutern und grünen Gemüsesorten, da es eine wichtige Rolle bei der Photosynthese spielt. Vitamin K2 ist tierischen oder bakteriellen Ursprungs. Es findet sich in fermentierten pflanzlichen Lebensmitteln. Besonders Vitamin-K2-haltig ist das in Japan populäre Lebensmittel Natto, welches aus fermentierten Sojabohnen besteht. Im Darm kann Vitamin K2 zu einem geringen Anteil von einer gesunden Darmflora gebildet werden. Bekannteste Vertreter der Menachinone sind MK-4 und MK-7. Im Vergleich der beiden Formen von Vitamin K stellt Vitamin K2 gegenüber Vitamin K1 die aktivere Form dar, die vom Organismus besser aufgenommen und verteilt werden kann. Die westliche Ernährung enthält jedoch zu circa 90 % Vitamin K1.

Physiologische Bedeutung

Vitamin K ist für die Synthese und Aktivität der GLA (Gamma-Carboxylglutaminsäure)-Proteine nötig. Sie werden durch eine von Vitamin K abhängige Carboxylierungsreaktion aktiviert und besitzen vielfältige Funktionen. Vitamin K2 scheint die stärkste Gamma-Carbo- xylierungsaktivität zu besitzen. Das vermutlich wichtigste GLA-Protein ist das Osteocalcin. Es spielt eine wichtige Rolle beim Calcium-Stoffwechsel in Geweben wie Gefässe, Bindegewebe und Knochen. Es ist nur in carboxylierter Form wirksam (aktiviertes Osteocalcin) und sollte in ausreichender Menge vorliegen, wozu eine entsprechende Menge von Vitamin K notwendig ist. Die Synthese von Osteocalcin wird durch Calcitriol (aktive Form des Vitamin D3) eingeleitet. Auch das Matrix-GLA- Protein (MGP), das eine hohe Affinität zu Calcium-Ionen hat, trägt zur Mineralisation von Knochen bei und hemmt die Calciumablagerung in Blutgefässen. Generell ist Vitamin K dafür verantwortlich, dass die durch das Vitamin D3 im Darm resorbierten und in den Nierenendtubuli rückresorbierten Mineralien aus dem Blut in die Knochen transportiert werden. Weitere GLA-Proteine aktivieren Gerinnungsfaktoren in der Leber und zwar Faktor II, VII, IX, X sowie die Proteine C, S und Z. Zudem können sie das MGP aktivieren. Daneben spielt Vitamin K auch eine Rolle bei der Knorpelmineralisation, im Lipidstoffwechsel sowie in der mitochondrialen Atmungskette.

Pathophysiologie

Ein Vitamin-K-Mangel führt zu einer Abnahme der Knochendichte und zu einer Störung des Knochenaufbaus. Er kann sich u.a. auch in der Form von kardiovaskulären Erkrankungen äussern. Aufgrund seiner grossen Rolle bei der Blutgerinnung kann ein Mangel zu Blutungen und zu verlängerten Gerinnungszeiten führen, z.B. im Rahmen von Operationen.

Präventive und therapeutische Bedeutung

Vitamin K optimiert die Knochendichte und kann in der Prävention und Therapie von Osteoporose eingesetzt werden. Es inhibiert durch die oben beschriebenen Mechanismen eine vaskuläre Kalzifikation. Dadurch beugt es der Volkskrankheit Arteriosklerose vor und schützt vor Herz- und Gefässerkrankungen. Dadurch besteht ein geringeres Risiko für Herzerkrankungen einschliesslich Herzinfarkt. Auch gibt es Belege dafür, dass dieses Vitamin die Gehirnfunktion verbessert durch Beeinflussung der Sphingolipid-Synthese, dass es antitumoröse Wirkung besitzt sowie Diabetes Typ II verhindern und die Fruchtbarkeit bei Männern erhöhen kann. Somit sind die Forschungsresultate von Dr. Weston Price zur überragenden Bedeutung des „Aktivator X“ durch die moderne Forschung weitgehend bestätigt.

Bedeutung für die Zahnmedizin

Aufgrund des positiven Effektes auf den Knochenstoffwechsel spielt es eine tragende Rolle bei chirurgischen Eingriffen am Kiefer, z.B. bei Zahnextraktionen oder in der Implantologie. Auch kann Vitamin K vor Karies schützen.

Empfohlene Zufuhr

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt als Schätzwerte für eine angemessene Zufuhr 60-65 μg für Frauen und 70-80 μg für Männer an, wobei nicht zwischen Vitamin K1 und K2 unterschieden wird. Dies orientiert sich am Bedarf für die Regulation der Gerinnung. Für einen optimalen Knochenmetabolismus sind vermutlich deutlich höhere Dosen erforderlich, die in der Grössenordnung von 100 bis über 1000 μg pro Tag liegen.

Sicherheit und Interaktionen

Vitamin K2 kann auch bei Verwendung sehr hoher Dosen nicht überdosiert werden. Patienten, die auf gerinnungshemmende Medikamente angewiesen sind, sollten die Einnahme jedoch beschränken und mit ihrem Arzt besprechen. Bis zu einer Dosis von 25 μg pro Tag stört es nicht die Wirkung von Gerinnungshemmern wie Marcumar®.

Cofaktoren

Pro 10.000 I.E. Vitamin D3 sind 100 μg Vitamin K2/mk7 erforderlich. Weitere Informationen zum Zusammenspiel mit Vitamin D finden Sie unter Vitamin D Cofaktoren.

Bedeutung innerhalb des THE SWISS BIOHEALTH CONCEPT

Wegen seiner herausragenden Bedeutung für den Knochenmetabolismus legen wir grossen Wert auf eine angemessen Vitamin-K2-Versorgung. Dies wird durch die von uns empfohlene Mikronährstoffversorgung im Vorfeld von Operationen , aber auch durch Einnahme des Präparates D3 + MK-7 COMPLETE gewährleistet.

VITAMIN C

Vitamin C ist ein wasserlösliches Antioxidans, das eine bedeutsame Rolle bei einer Vielzahl lebensnotwendiger Funktionen spielt.

Vorkommen

Der Mensch ist ein sog. Defektmutant. Im Gegensatz zu den meisten Säugetieren kann er aufgrund eines fehlenden Enzyms Vitamin C nicht mehr selbst im Dünndarm aus Glukose synthetisieren, sondern muss es durch die Nahrung aufnehmen. Leider enthält Orangensaft entge- gen dem „Volksglauben“ lediglich die äusserst geringe Menge von 52 mg pro 100 ml. Im Vergleich dazu enthält die Acerolakirsche bis zu 1.700 mg pro 100 g(139)! Die günstigste Möglichkeit ist es, sich Ascorbinsäure zu besorgen und diese mit einem natürlichen Kalk (z.B. Dolomit) und Wasser aufzulösen. So entsteht ein abgepuffertes Magnesium- und Calcium-Ascorbat. Natürliches Vitamin C mit Bioflavonoiden ist noch besser.

Physiologische Bedeutung

Vitamin C gibt bei einer chemischen Reaktion im Körper sehr leicht Elektronen ab. Es ist ein starkes Reduktions- mittel und der Radikalfänger (Antioxidans) schlechthin. Es reduziert den oxidativen Stress für Zellen und Gewebe. Vitamin C unterstützt die Synthese von Carnitin, das für die Energiebereitstellung durch Fettsäure-Verwertung wichtig ist. Zudem aktiviert Vitamin C das Cytochrom- P450-System und aktiviert damit die Entgiftung. Wie Vitamin D3 besitzt es eine Osteoblasten-aktivierende und Osteoklasten-hemmende Wirkung, was den Knochenaufbau unterstützt und den Knochenabbau hemmt. Es fördert den Aufbau von Kollagen und Bindegewebe zusammen mit den Aminosäuren Lysin und Prolin, und ist dadurch sehr wichtig für die Elastizität von Knochen und Geweben sowie für die Wundheilung.

Neben der Funktion bei der Wundheilung ist Vitamin C auch beim Infektionsschutz so wichtig wie Vitamin D3. Diese immunologische Schutzwirkung kommt zustande durch Förderung der Synthese von Interferonen, Immunglobulinen und Komplementfaktoren, der Phagozytose und Chemotaxis sowie durch Erhöhung der Aktivität von natürlichen Killerzellen. Zudem beeinflusst es die Migration von Makrophagen und kann die Proliferation von T- und NK-Zellen verstärken. Weiterhin kann es die Bildung von Antikörpern erhöhen. Es hat antiinflammatorische Wirkungen, indem es vor überschies- senden proinflammatorischen Signalen wie Zytokinen oder Histamin schützt. Damit beugt es einer Gewebezerstörung vor. Als weitere positive Wirkung auf den Organismus gewährleistet Vitamin C eine verbesserte Stresstoleranz im Zusammenhang mit der durch Glutamat und Dopamin vermittelten Neurotransmission (neuroprotektive und neuromodulative Wirkung). Zudem ist es an der Synthese von Neuropeptiden und -transmittern, z.B. von Noradrenalin aus Dopamin sowie von Serotonin beteiligt. Ausserdem verhütet Vitamin C die Bildung krebsauslösender Nitrosamine und hemmt die DNA-, Protein- und Lipidperoxidase. Es wirkt selektiv tumorzytotoxisch durch Bildung von H2O2.

Pathophysiologie

Skorbut ist das Krankheitsbild bei schwerem Vitamin-C- Mangel. Typische Symptome sind Parodontitis, Wundheilungsstörungen und Infektanfälligkeit. Da Vitamin C sehr wichtig für die Elastizität von Geweben ist, kann es zu Blutungen aufgrund von Kapillarbrüchigkeit kommen. Ein bei Vitamin-C-Mangel auftretender Carnitin-Mangel verursacht Erschöpfung, Müdigkeit und Muskelschwäche.

Präventive und therapeutische Wirkung

Eine Vitamin-C-Supplementierung verringert die Wahrscheinlichkeit einer gewöhnlichen Erkältung. Vitamin C verhindert und lindert die Symptome von virusbeding- ten Atemwegsinfektionen. Auch unter extremen Bedingungen, beispielsweise bei Sportlern, kann Vitamin C die Dauer einer Erkältung wirksam verringern. Bereits in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde über die hilfreiche Wirkung von Vitamin C bei Pneumonien berichtet. Bei einer Sepsis und bei einer starken Erhöhung der Zytokine sammeln sich Neutrophile in der Lunge an und zerstören dort die Alveolarkapillaren,Alveoloarflüssigkeitsammeltsichan.Vitamin C kann diesen Prozess wirksam verhindern kann, in dem es die Aktivierung und Anhäufung von Neutrophilen verhindert. Diese Erkenntnisse sind auch im Kontext von SARS-CoV2-Erkrankungen von grösster Wichtigkeit. Dr. Richard Cheng, der im Winter 2019/ 2020 in Shanghai schwer an COVID-19 erkrankte Patienten mit Vitamin C behandelte, betont im Zusammenhang mit Erkrankungen an Coronaviren: „Eine frühe und ausreichend hohe Dosis von intravenösem Vitamin C ist entscheidend. Vitamin C ist nicht nur ein prototypisches Antioxidans, sondern auch an der Abtötung von Viren und der Verhinderung der Virusvermehrung beteiligt. Die Bedeutung von intravenösem Vitamin C in hohen Dosen liegt nicht nur auf antiviraler Ebene. Es ist das akute Atemnotsyndrom (ARDS), an dem die meisten Menschen bei coronaviralen Pandemien (SARS, MERS und jetzt NCP) sterben. Das ARDS ist ein weit verbreiteter Endweg, der zum Tod führt.“ NCP steht für Novel Coronavirus Pneumonia.

Bedeutung für die Zahnmedizin

Vitamin C hat sowohl präventiv als auch therapeutisch eine grosse Bedeutung zur Verhinderung von Entzündungsprozessen wie z.B. Parodontits und zur Gewährleistung einer ausreichenden Wund- und Knochenheilung nach zahnärztlichen Eingriffen.

Empfohlene Zufuhr

Die empfohlene Tagesdosis für Erwachsene liegt in Deutschland offiziell bei 95-110 mg pro Tag und kann in dieser Dosierung gerade eben mal Skorbut verhindern. Der zweifache Nobelpreisträger Prof. Linus Pauling empfahl, 10 bis 20 g Vitamin C intravenös zu infundieren. Er begründete dies mit der bereits erwähnten Tatsache, dass, neben dem Menschen, fast alle Säugetiere, mit Ausnahme von Menschenaffen und Meerschweinchen, Ascorbin aus Glucose metabolisieren können. Dies geschieht mit einer durchschnittlichen Tagesproduktion von 10 g bezogen auf ein menschliches Körpergewicht von 70 kg. Ziegen können täglich sogar 200 mg Vitamin C pro Kilogramm Körpergewicht selbst produzieren. In Stresssituationen bilden Tiere sogar nochmals deutlich höhere Mengen. So kann die Ratte in einer akuten Stresssituation in Sekundenbruchteilen bis zu 10 g Vitamin C bilden. Pauling und Cameron zeigten in einer Studie mit nicht mehr behandelbaren und aufgegebenen Krebspatienten, dass bei einer Gabe von täglich 10 g Vitamin C die durchschnittliche Überlebenszeit für die Ascorbat-Gruppe 4,2 mal grösser als für die Kontroll- Gruppe war. Im Hinblick auf diese Zusammenhänge beträgt eine sinnvolle tägliche Dosis 1 bis 3 g. Affen, die uns genetisch zu über 98 % ähneln, essen eine tägliche Ration von 4,5 g Vitamin C, was für den Menschen einer Dosis von fast 10g gleichkommen würde. Dosen im höheren Grammbereich müssen i.v. gegeben werden, da die orale Aufnahme limitiert ist. Lediglich über die Esther-C- Form kann über einen Gewöhnungs- und Trainingseffekt auch eine höhere Dosis von bis zu 10 g täglich oral aufgenommen werden (SWISS BIOHEALTH VITAL Ester-C supz inside). Hydrocortison erleichtert und erhöht die Aufnahme von Vitamin C in die Zellen des Körpers. Es wird vermutet, dass dies ein Hauptgrund für seine starken entzündungshemmenden Eigenschaften ist. Zur Optimierung einer Vitamin-C-Therapie sollte die Kombination Hydrocortison mit Vitamin C beachtet werden.

Sicherheit, Nebenwirkungen, Kontraindikationen

Vitamin C ist sehr gut veträglich. Bei oraler Aufnahme im Gramm-Bereich kann es jedoch aufgrund mikrobiellen Abbaus im Darm zu Blähungen und Durchfällen kommen. Vorsichtig sollten Menschen mit Eisenspeicherkrankheiten und Nierensteinen sein. Kontraindikationen für eine hochdosierte Anwendung sind ein Glucose- 6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel und Niereninsuffizienz.

Cofaktoren

Bei Patienten mit Schwefelmangel (Mangel an Cystein, Glutathion) kann Vitamin C pro-oxidative Wirkungen entfalten. Deshalb sollte es in solchen Fällen mit Acetyl- cystein kombiniert werden.

Bedeutung innerhalb des THE SWISS BIOHEALTH CONCEPT

Für die Gabe vor, während und nach einer Kieferoperation wird je 15 g Vitamin C in Form einer täglichen Infusion empfohlen, um auf eine Gesamtdosis von 45 g Vita- min C peri-operativ zu kommen. I

MAGNESIUM

Magnesium ist eines der wichtigsten Mineralien für den menschlichen Organismus.

Vorkommen

Unter den Lebensmitteln mit dem höchsten Gehalt an Magnesium befinden sich Seetang mit 760 mg, Kürbiskerne mit 532 mg, Weizenkleie mit 490 mg und Nüsse, z.B. Mandeln mit 270 mg oder Cashewnüsse mit 267 mg pro 100 g.

Physiologische Bedeutung

Magnesium ist Bestandteil oder Coenzym von mehr als 300 Enzymen. Es ist sehr bedeutsam für die Funktion der Mitochondrien und an allen ATP-abhängigen Prozes- sen sowie am Umbau von Glukose beteiligt. Es ist deshalb unentbehrlich für die Energiebereitstellung in jeder Zelle. Es stabilisiert die Zellwände durch Interaktion mit Phospholipiden. Magnesium ist Cofaktor der Natrium- Kalium-Pumpe. Durch diese werden 2 Kalium-Ionen im Austausch gegen 3 Natrium-Ionen in das Innere der Zelle gepumpt. In der Bilanz führt dies zu einer negativen Aufladung der Zelle. Das dadurch entstehende Ruhemembranpotential ist Grundlage der Erregungsleitung, v. a. von Nerven- und Muskelzellen. Magnesium ist ein natürlicher Calcium-Antagonist und kann auch den Calciumeinstrom an der Zellmembran steuern. Im Knochen ist Magnesium am Aufbau der Knochenmatrix und an der Mineralisation beteiligt. Zudem ist es für die Aktivierung von Vitamin D in der Niere unabdingbar. Magnesium schützt das Herz und ist an der Regulation des Immunsystems beteiligt.

Pathophysiologie

Ein Mangel begünstigt die Zell-Alterung, erkennbar an einer vorzeitigen Verkürzung der Telomerlänge, wodurch sich das biologische Alter erhöht. Typische Mangelsymptome sind Nervosität, leichtere Erregbarkeit und Krämpfe der Muskulatur, auch an Gefässen, Darm und anderen inneren Organen. Es kommt zur Obstipation. Am Herz- Kreislauf-System entstehen Rhythmusstörungen, Bluthochdruck und Herzinsuffizienz. Blutfette steigen an, die Glukosetoleranz nimmt ab. Es verringert sich die Fähigkeit des Organismus, Stress auszugleichen.

Präventive und therapeutische Bedeutung

Magnesium lindert Verspannungen und Schmerzen und ist wichtig bei Osteoporose und ADHS. Bei sportlicher Aktivität kann es Muskelkrämpfe verhindern und hat eine entspannende Wirkung auf die Muskulatur. Es wirkt gegen Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen. Es reduziert – ebenso wie Vanadium, Mangan und Chrom – den Heisshunger auf Süssigkeiten. Es vermindert das Risiko für Diabetes und Nierensteine. Es ist ein Faktor, an den bei Schlafstörungen gedacht werden sollte.

Bedeutung für die Zahnmedizin

Magnesium ist als Bestandteil des Zahnes neben Calcium und Phosphor sehr wichtig für die dentale Gesundheit. Magnesiummangel kann zu Zahnlockerungen, vorzeitigem Zahnverlust, Knochenabbau und zu erhöhter Blutungsneigung führen.

Laborbestimmung und empfohlene Zufuhr

Magnesium kommt im Körper zu 99 % intrazellulär vor, wovon sich wiederum 95 % in den Mitochondrien befinden. Es sollte deshalb nicht im Serum, sondern im Vollblut bestimmt werden. Es sollten 300-400 mg Magnesium pro Tag eingenommen werden, am besten als organische Verbindung, z.B. als Magnesiumcitrat. Einen erhöhten Bedarf haben Sportler, Schwangere und stillende Frauen.

Sicherheit, Nebenwirkungen, Kontraindikationen

Bei höherdosierter oraler Einnahme kann es zu weichem Stuhl oder Durchfall kommen. Es ist kontraindiziert bei schwerer Niereninsuffizienz.

Cofaktoren

Das Zusammenspiel von Magnesium und Vitamin D wird unter Kapitel Vitamin D Cofaktoren dargestellt. Es ist sehr sinnvoll, bei Gabe von Vitamin C auch Magnesium zu geben. Es kann mit Vitamin C zusammen in einer Infusionslösung verabreicht werden.

Bedeutung innerhalb des THE SWISS BIOHEALTH CONCEPT

Wegen seiner vielfältigen Aufgaben, insbesondere hinsichtlich Stressreduktion und Knochenaufbau als wichtige Aspekte des THE SWISS BIOHEALTH CONCEPT, ist Magnesium Bestandteil unserer prä- und postoperativen Mikronährstoffsupplementation.

OMEGA-3 FETTSÄUREN

Fettsäuren befinden sich in Fetten und Ölen. Diese können in gesättigte, einfach ungesättigte und mehrfach ungesättigte Fettsäuren eingeteilt werden. Besonders tierische Lebensmittel (z.B. Fleisch, Wurst, Butter) bestehen aus gesättigten Fettsäuren. Einfach ungesättigte Fettsäuren finden sich besonders in Pflanzenölen wie Olivenöl oder Rapsöl. Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren gehören zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Da der Körper diese Fettsäuren nicht selbst produzieren kann, werden sie als essenzielle Fettsäuren bezeichnet. Als Bausteine der Zellmembranen, Ausgangssubstanzen für die Synthese von Eicosanoiden (hormonähnliche Gewebemediatoren) sowie als wichtige Faktoren bei der Entwicklung des Gehirns und Nervensystems, bei der Blutgerinnung und bei der Regulation von Entzündungs- prozessen besitzen sie viele wichtige Aufgaben im Organismus (Buch Gröber OM ISBN 978-3-8047-1927-98(164)).

Vorkommen

Wichtige Omega-6-Fettsäuren sind Linolsäure, α-Linolensäure und Arachidonsäure. Die wichtigsten Omega-3-Fettsäuren sind α-Linolensäure (ALA), Eicosa- pentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). α-Linolensäure ist die Ausgangsfettsäure im Stoffwechsel der Omega-3-Fettsäuren. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren ist für den menschlichen Organismus unabdingbar. Omega- 3-Fettsäuren wirken anti-entzündlich, Omega-6-Fett- säuren hingegen entzündungsfördernd. Das Verhältnis in der heutigen Durchschnittsnahrung liegt bei 15:1 Omega-6 zu Omega-3 und ist somit pro-inflammat risch ausgerichtet. Gute pflanzliche Lebensmittel liegen bei ca. 1,5:1 Omega-6 zu Omega-3 und sind nicht nur aus ethischen Gründen vorzuziehen. Eine der Ursachen des Ungleichgewichts sind die veränderten Ernährungsgewohnheiten und auch die Verwendung von „billigen“ Omega-6-reichen Pflanzenölen in der Nahrungsmittelindustrie. Besonders häufig wird Sojamehl für die Tierhaltung eingesetzt. Der hohe Anteil von über 50% Sojaöl in diesem Kraftfutter, die Verwendung von industriell produzieren Nahrungsmitteln mit hohem Omega-6-Anteil wie Sonnenblumenöl, Maiskernöl oder Sojaöl führen zu einer hohen Omega-6-Aufnahme in der Nahrung. Omega-3 findet sich in hohen Mengen in fetten Fischen wie Hering, Makrele, Lachs, Sardinen, in Wildfleisch oder Algen. Die Pflanzenöle Leinöl, Hanföl oder Leindotteröl besitzen besonders viel α-Linolensäure. EPA und DHA sind nur in Fisch und Algen und den entsprechenden Ölen enthalten. Unser Organismus kann diese besonders wichtigen Fettsäuren nur in geringem Umfang aus α-Linolensäure selbst herstellen, daher ist zur Bedarfsdeckung die Aufnahme über Fisch- oder Algenprodukte anzuraten.

Pathophysiologie

Ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren kann viele Auswirkungen auf den Körper haben. Im Herz-Kreislauf-System kann es die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität erhöhen. Es erhöht die Entzündungsneigung, führt zu Immunstörungen und begünstigt Hauterkrankungen. Bei Unterversorgung in der Schwangerschaft und Stillzeit mit Omega-3-Fettsäuren (DHA) kann es die geistige Entwicklung, die Sehkraft und das Wachstum negativ beeinflussen. Auch bei Kindern und Jugendlichen kann es zu Konzentrations-, Lern- und Wachstumsstörungen führen (Buch Gröber OM).

Präventive und therapeutische Bedeutung

Es sind viele positive Wirkungen der Omega-3-Fettsäuren auf den Organismus bekannt. Im Herz-Kreislauf-System besitzen Omega-3-Fettsäuren u.a. endothelprotektive Fähigkeiten, senken den Blutdruck, wirken antiarrhythmisch, reduzieren proinflammatorische Zytokine (wie TNF-α), können die Herzratenvariabilität (HRV) steigern und die Thrombozytenaggregation hemmen. Zudem tragen sie zur Aufrechterhaltung eines normalen Triglyceridspiegels im Blut bei, indem sie die triglycerid- reichen VLDL senken und die HDL-Werte erhöhen. Auch fördern sie die Bildung des gefässdilatierenden Stickstoffmonoxid (NO). Zur Versorgung unseres Gehirns, das zu 60% aus Fett besteht, ist Omega-3 besonders wichtig. DHA trägt auch zur Verbesserung der Sehkraft bei. Besonders in der Schwangerschaft und Stillzeit ist die Aufnahme von EPA und DHA absolut zu empfehlen. DHA, als wichtiger Baustein der Gehirn- und Nervenzel- len, kann massgeblich zur Entwicklung von Intelligenz und Sehfähigkeit des Embryos beitragen (Buch Gröber OM, Buch Gröber Covid-19 ISBN 978-3-8047-4229-1, Norsan(164)). Auch im Kontext von SARS-CoV2-Erkran- kungen sind die anti-inflammatorischen und immunmo- dulatorischen Eigenschaften von DHA und EPA von grosser Bedeutung.

Bedeutung für die Zahnmedizin

Omega-3-Fettsäuren haben sowohl präventiv als auch therapeutisch aufgrund antimikrobieller und anti-inflammatorischer Eigenschaften eine grosse Bedeutung für die Verhinderung von Entzündungsprozessen wie z.B. Parodontitis und die Gewährleistung einer optimalen Wundheilung nach zahnärztlichen Eingriffen.

Laborstatus, empfohlene Zufuhr und Sicherheit

Der Omega-3-Index bestimmt die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA an der Gesamtzahl aller Fettsäuren in der Erythrozyten Membran. Ist der Index im Bereich von 8-11%, so gilt er als neuro-, vaskulo- und kardioprotektiv. Ein Omega-6: Omega-3-Verhältnis (Arachidonsäure zu EPA) von unter 2,5:1 sollte angestrebt werden. Eine tägliche Einnahme von 0,5-1g EPA und DHA ist empfehlenswert, ggf. bei akutem Bedarf kurzfristig erhöhen (Buch Gröber Covid-19 ISBN 978-3-8047-4229-1(170) und Buch Gröber Mikronährstoffe ISBN 978-3-8047-2615-4(171).

Bedeutung innerhalb des THE SWISS BIOHEALTH CONCEPT

Wegen ihrer vielfältigen Aufgaben und insbesondere ihrer anti-entzündlichen Wirkung sind Omega-3-Fett- säuren ein wichtiges Element des THE SWISS BIO- HEALTH CONCEPT und Bestandteil unserer prä- und postoperativen Mikronährstoffsupplementation

VITAMIN A

Vitamin A (Retinol) ist ein oft vernachlässigtes Vitamin mit enormem Einfluss auf den gesamten Stoffwechsel. Vitamin-A-Mangel ist heutzutage ein weltweites Gesundheitsproblem. Viele Kinder leiden unter einem Mangel.

Vorkommen

Vitamin A kommt in tierischen Lebensmitteln wie Lebertran, Leber, Butter und Ei vor.

Physiologische Bedeutung

Vitamin A trägt zu Wachstum und Differenzierung von Zellen sowie zu Funktion und Aufbau von Haut, Schleim- häuten und Knochengewebe bei. Es spielt eine grosse Rolle beim Sehvorgang und im Hormonstoffwechsel. Es ist wichtig für die Funktion der mitochondrialen Atmungskette (Komplex I und II). Vitamin A besitzt eine tragende Rolle für die mukosale Immunität des Respirationstrakts, des Verdauungstrakts einschliesslich der Mundhöhle und des Urogenitaltrakts. Dies ist die erste Abwehrbarriere gegenüber Bakterien, Viren und Parasiten. Immunzellen werden von diesem Vitamin („nachdem diese ihren „Meisterbrief“ abgeschlossen haben“) aktiv in die Darmschleimhaut zurückgeholt.

Pathophysiologie

Ein Vitamin A-Mangel äussert sich in Appetitverlust, Müdigkeit und Infektanfälligkeit. Diese kann sich z.B. durch gehäufte Atemwegsinfekte bis hin zu Bronchitiden und Pneumonien äussern. Am Auge können vielfältige Symptome wie trockene Augen und Blendempfindlich- keit bis hin zu Hornhauteinschmelzung (Keratomalazie) und Erblindung auftreten. Auch Haut und Schleimhäute können trocken sein. Es kann zu Ergrauen und Ausfall von Haaren kommen. Vitamin-A-Mangel führt zu einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebserkrankungen. Es kann eine Überfunktion der Schilddrüse entstehen.

Präventive und therapeutische Bedeutung

Die weitgefächerten Mangelsymptome zeigen die grosse präventive und therapeutische Bedeutung von Vitamin A. Es kann durch seine Funktion bei Aufbau und immunologischer Kompetenz von Schleimhautoberflächen zum Schutz vor Erkrankungen der Atemwege beitragen. Dies gilt insbesondere für virale Infektionen, was im Kontext von COVID-19 besonders beachtet werden sollte. Eines der auffälligsten Symptome der Erkrankung ist ein Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns, was auf einen besonderen Bedarf an diesem Vitamin hinweisen könnte, auch wenn es unter Experten Uneinigkeit hierzu gibt. Personen mit höheren Vitamin-A-Spiegeln wiesen in einer Studie auch höhere Werte von Immunglobulinen (u.a. IgA, IgM, IgG1 und IgG4) und virusspezifischen neutralisierenden Antikörpern sowie niedrigere Werte von Zytokinen auf. Dies ist ein Zeichen für die Gesundheit von Schleimhäuten.

Bedeutung für die Zahnmedizin

Der Beitrag von Vitamin A zum Aufbau von Geweben einschliesslich des Knochens ist auch für die Zahnmedizin sehr wichtig. Intakte Schleimhäute mit einer guten Immunfunktion sind für die orale Gesundheit von grosser Bedeutung. Für die Zahnmedizin relevant sind zudem Knochenwachstums- und Dentitionsstörungen bei Kindern und Jugendlichen sowie Gingivitis, Stomatitis und ein Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns.

Empfohlene Zufuhr

Für Jugendliche und Erwachsene werden täglich 0,8 – 1,1 ml empfohlen (entsprechend 2666 – 3666 I.E.). Schwangere und Stillende sollten bis zu 5000 I.E. nehmen. Ein erhöhter Bedarf besteht bei Infektionen, Stress und im Rahmen von Operationen. Auch in einer aktuellen Publikation im aktuellen COVID19-Kontext wird in der Prävention von Atemwegsinfektionen für Jugendliche und Erwachsene eine Dosierung von 40-60 I.E. Vitamin D pro kg KG täglich und 30-50 I.E. Retinol pro kg KG täg- lich empfohlen. Vitamin A kann im Organismus selbst aus Betacarotin hergestellt werden. Allerdings lässt sich dadurch die Einnahme von Vitamin A nur schwer ersetzen, da nur ein geringer Anteil des mit der Nahrung aufgenommenen Betacarotin absorbiert und umgewandelt werden kann. In Abhängigkeit von der individuellen genetischen Situation ist diese Rate nochmals deutlich herabgesetzt.

Sicherheit

Bis zu einer Dosis von 10.000 I.E. täglich ist Vitamin A als sicher anzusehen. Dies entspricht dem No Observed Adverse Effect Level (NOAEL), also derjenigen Höchstdosis, bis zu der in Untersuchungen keine Nebenwirkungen beobachtet wurden. Höhere Dosen sollten im Rahmen einer Selbstmedikation nicht eingesetzt werden. Dies zeigt sich an der Verwendung in der Schwangerschaft. Sowohl eine mangelhafte als auch eine übermässige Versorgung mit Vitamin A kann zu kindlichen Fehlbildungen führen.

Cofaktoren

Für den Vitamin-A-Stoffwechsel ist Zink essentiell. Vitamin E schützt das empfindliche Vitamin A vor Oxidation und greift regulierend in seinen Stoffwechsel ein. Wichtige Informationen zum Zusammenspiel von Vitamin A und Vitamin D werden unter Vitamin D Cofaktoren abgehandelt.

Bedeutung innerhalb des THE SWISS BIOHEALTH CONCEPT

Dieses Vitamin ist ein wichtiger Bestandteil des prä- und post-operativen Mikronährstoffausgleichs innerhalb des THE SWISS BIOHEALTH CONCEPT, da es für die gerade im Rahmen einer Operation äusserst wichtige mukosale Immunität unersetzlich ist und entscheidend zur Knochenregeneration beiträgt.